19. Mai 2021, 12:47
ÖPNV

Beschleunigung der Riesbahn ist Voraussetzung für Hesselbergbahn

Bahnschienen Bild: pixabay
Die Reaktivierung der Hesselbergbahn war bereits wiederholt Thema im Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Technologie. Auch bei der jüngsten Sitzung am gestrigen Dienstag ging es abermals um die Hesselbergbahn. Grundvoraussetzung für die Reaktivierung der Bahn ist die Beschleunigung der Riesbahn auf der Strecke Nördlingen, Aalen und Donauwörth. Dies soll nun mit Nachdruck verfolgt werden.

"Wir stehen insgesamt vor einer Zeitenwende was den Verkehr angeht", sagte Rößle im Hinblick auf den großen ÖPNV-Block, der in der Sitzung  des Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Technologie behandelt wurde. "Über alle Parteigrenzen hinweg ist der Wille da, den ÖPNV auszubauen und attraktiv zu gestalten. Uns eint das Anliegen, die Menschen davon zu überzeugen, die Schiene zu nutzen", betonte der Landkreischef als Einstieg in das Thema.

Im ländlichen Raum habe man es beim ÖPNV schwerer, weil Entfernungen größer und die Menschen im Allgemeinen auch abwartender seien, so Rößle. "Wir dürfen aber zufrieden sein, wie wir den ÖPNV bisher gestaltet und mit immer neue Angeboten, Lücken geschlossen haben", resümierte der Landrat. Als Beispiele nannte er neben dem Projekt Fifty-Fifty auch die Rufbus-Angebote im Landkreis. 

ÖPNV erweitern

Um das Angebot im ÖPNV noch zu erweitern, steht bereits seit einigen Jahren auch immer wieder die Reaktivierung der Hesselbergbahn im Raum. Unabdingbares Kriterium hierfür, ist die Beschleunigung der Riesbahn. Denn nur durch die Beschleunigung und der damit verbundenen Herstellung des Taktknotens in Nördlingen, wäre es möglich, das Kriterium der 1000 Fahrgäste pro Tag zu erfüllen, machte Landrat Stefan Rößle in seinen Ausführungen deutlich. 

Die bereits vorhandenen Potentialanalyse des VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg) war anhand eines Modells erstellt worden, in dem von einem bereits existierenden Knoten in Nördlingen, sowie  weiteren Haltepunkten in Hainsfarth und im Nördlinger Industriegebiet ausgegangen worden war. Für die Beschleunigung der Riesbahn, müsse man nach Angaben der BEG (Bayerische Eisenbahngesellschaft) mit einem Zeithorizont von fünf bis 10 Jahren rechnen, erklärten Landrat Stefan Rößle und Jürgen Kunofsky, der für den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis verantwortlich ist, übereinstimmend. Um die Beschleunigung zu erreichen, führte Kunofsky aus, müsse die Strecke zwischen Nördlingen und Möttingen ertüchtigt werden, um hier höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. Dies würde Kosten in Höhe von 8 bis 9 Millionen Euro mit sich bringen. "Das ist Geld, das derzeit noch nicht zur Verfügung steht", ergänzte Rößle. Ein Problem seien zudem die vielen Zuständigkeiten. Man müsse "alle Partner im Boot haben" betonte der Landrat. Denn bereits durch eine einzelne Kommune, die aussteige, könne das ganze Projekt scheitern, so Stefan Rößle.

Kein Halt in Wörnitzstein?

Um die Beschleunigung zu erreichen, muss ein Haltepunkt geopfert werden. Treffen werd es wohl den Halt in Wörnitzstein, da hier mit Abstand die wenigsten Fahrgäste (ca. 10 bis 15 Personen) zusteigen, so Rößle. Für Wörnitzstein bedürfe es dann Alternativen, zum Beispiel durch eine verbesserte Anbindung an den Stadtbusverkehr der Stadt Donauwörth. Landrat Stefan Rößle machte in seinen Ausführungen nochmals deutlich, dass die Auflassung des Halts in Wörnitzstein primär der Beschleunigung der Riesbahn dienen würde und vollkommen unabhängig von einer möglichen Reaktivierung der Hesselbergbahn vorgenommen werden soll. Man werde die Auflösung eines Bahnhalts aber nicht durch einen schnellen Beschluss herbeiführen. Es handle sich dabei um einen Prozess, an dem die Stadt Donauwörth beteiligt sein müsse, erklärte Rößle. "Das wird in der DON einen Diskussionsprozess auflösen", war sich Rössle sicher und ergänzte: "Von Seiten er BEG wurde außerdem zugesichert, keinen Halt gegen Willen der jeweiligen Kommune aufzulassen."

Auch wenn die Beschleunigung der Riesbahn funktionieren sollte, gibt es ein weiteres Problem: Für eine Reaktivierung der Hesselbergbahn müsste eine adäquate Strecken-Infrastruktur geschaffen werden. Was das kosten soll, ist allerdings weiterhin unklar. Während die Eigentümerin der Strecke, die BayernBahn, von Kosten zwischen einer und drei Millionen Euro ausgeht, veranschlagt die BEG Kosten von bis zu 15 Millionen Euro. Wie hoch die Kosten wirklich sind, muss erst noch geklärt werden. Deshalb sei es wichtig, dass sich die BayernBahn und die BEG zusammensetzen, betonte der Landrat. 

Das sagen die Fraktionen

Gottfried Hänsel (CSU/AL-JB) betonte, dass es bei der Hesselbergbahn noch offene Fragen gebe. So hätten die Kommunen ein legitimes Recht zu erfahren, mit welchen Kosten sie rechnen müssen. Er forderte deshalb belastbare Zahlen, um die Kostendiskrepanz zu klären. Wenn der Haltepunkt Wörnitzstein wirklich aufgegeben werden müsse, sei das ein "schmerzlicher Prozess", so Hänsel. Er regte an, hier eine Abfederung des Verkehrs durch Busse zu prüfen. In Bezug auf den Zeithorizont betonte Hänsel, dass Bürger aus dem Nordries früher, als in 5 bis 10 Jahren, Antworten auf die Frage bräuchten, wie sie bessere Verbindungen zur Schiene bekommen.

Für Züge, die in Zukunft fahren sollen, müsse man nun die Weichen stellen, so MdL Eva Lettenbauer (Grüne/Frauen/Linke). "Es ist ein wichtiger und notwendiger Meilenstein, dass wir gemeinsam an der Reaktivierung arbeiten und Sicherheit geben wollen", so Lettenbauer weiter. Sie lobte zudem die Übereinkunft aller Fraktionen, sich gemeinsam für die Beschleunigung der Riesbahn auszusprechen. 

Für Rita Ortler (SPD) steht im Vordergrund, dass alle am ÖPNV mitarbeiten. "Ich glaube das wichtig ist, dass der ÖPNV Akzeptanz erfährt", so die Kreisrätin. Akzeptanz erreiche man am besten durch ein gutes Angebot, führte Ortler weiter aus. Sie sei ebanfalls der Meinung, dass die Beschleunigung der Riesbahn im Mittelpunkt stehen müsse. Dass der Haltepunkt Wörnitzstein wegfalle, sei, so Ortler, allerdings ein "Wermutstropfen". Dafür müsse auf jeden Fall ein Ausgleich geschaffen werden.  

David Wittner (PWG/ÖDP/FDP) findet eine Beschleunigung der Riesbahn "unbestritten sinnvoll". Für den ganzen Landkreis sei die Riesbahn die "zentrale Achse" durch die der Verkehr im Landkreis gestärkt werde. Auch er betonte, dass für den Haltepunkt Wörnitzstein eine Lösung gefunden werden müsse. In Sachen Verkehrsanbindung Nordries plädierte Nördlingens Oberbürgermeister dafür, eine Lösung mit Bussen vorzuziehen und nicht auf die Schiene zu warten. Trotzdem sei die Hesselbergbahn die "richtige Perspektive". Wichtig sei es nun, die Kosten zu verifizieren, um Klarheit schaffen. Eine finanzielle Überforderung der Kommunen müsse vermieden werden, so Wittner.  

Florian Riehl (Freie Wähler) betonte ebenfalls, wie wichtig es sei, die genauen Kosten zu kennen, denn das bringe die Diskussion erheblich weiter. Für den Wegfall des Haltepunkts Wörnitzstein müsse unbedingt eine Alternative geschaffen werden, meinte auch Riehl. Eine Verbesserung an anderer Stelle, solle schließlich keine Verschlechterung für Wörnitzstein bedeuten. 

Elisabeth Hörr (AfD) merkte an, dass durch Homeoffice und Homeschooling die Fargastzahlen sinken könnten. Das müsse in der weiteren Planung berücksichtigt werden. 

Einstimmiger Beschluss

Im Anschluss an die Wortmeldungen beschlossen die Ausschussmitglieder einstimmig, dass das Landratsamt und der Landrat die Planungen für einen mögliche Reaktivierung der Hesselbergbahn weiter begleitet werden. Beschlossen wurde außerdem, dass die Beschleunigung der Riesbahn mit Nachdruck verfolgt und die Anbindung des Nordrieses an den Schienenersatzverkehr weiter vorangetrieben werden solle.