14. Juni 2021, 20:06
Wohnraumstudie Donau-Ries

Wie wollen die Landkreisbürger*innen in Zukunft wohnen?

Wenn es um Wohnraum geht, dominieren im Landkreis noch Einfamilienhäuser. Aber Alternativen werden immer stärker nachgefragt. Symbolbild. Bild: pixabay
Wie sieht das Wohnen der Zukunft im Donau-Ries aus? Dieser Frage widmete sich die Wohnraumstudie, die in der jüngsten Sitzung Ausschuss für Soziales, Familie, Bildung Integration und Kultur vorgestellt wurde. Nach wie vor ist er Einfamilienhaus-Fokus im Donau-Ries dominant. Aber der Wunsch nach Wohnalternativen nimmt zu.

Gespannt wurde sie von den Kreisrä*innen erwartet: die Wohnraumstudie für den Landkreis Donau-Ries, für die in den letzten drei Jahren Informationen in Form von Bürgerbefragungen, Experteninterviews und bei einem Flächensparsymposium zusammengetragen wurde. Herausgekommen ist am Ende eine Arbeitshilfe mit Handlungsempfehlungen für die Kommunen im Landkreis.

Anforderungen an Wohnraum ändern sich

Im Vorfeld der Präsentation betonte Landrat Stefan Rößle, dass Wohnraum die Aufgabe der Kommunen sei und der Landkreis keine Wohnungen bauen dürfe. Bei der Eruierung der bestehenden Situation und der Beobachtung von Trends dürfe der Landkreis aber sehr wohl tätig werden. Wohnraum ist auch im Landkreis ein brisantes Thema. Denn trotz Krisenzeiten steige im Donau-Ries die Anzahl an Arbeitsplätzen, erklärte der Landrat. Außerdem wachse die Bevölkerung durch Geburten, aber auch durch den Zuzug. Wo mehr Menschen leben wird auch mehr Wohnraum benötigt. Doch wie wird dieser in Zukunft aussehen? Mit der Studie wolle man den Kommunen Handlungsempfehlungen mitgeben, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Das Wohnen an sich habe sich geändert, es sei vielfältiger geworden, erklärte Landrat Rößle dem Gremium. Mehr Senioren, mehr Alleinerziehende, rund 2000 im Donau-Ries, und mehr Arbeiten im heimischen Büro, würden zu einer anderen Art von Wohnen führen, so der Kreischef. Aber auch das Thema Flächensparen werde immer wichtiger, so Rößle. All diese Aspekte seien auch in die Studie mit eingeflossen. 

Einfamilienhäuser nach wir vor im Fokus

Konversionsmanagerin Barbara Wunder stellte die Studie vor. Die Antworten von 363 Bürgern zeigen, so Wunder, dass derzeit 93 Prozent der Befragten mit ihrer eigenen Wohnsituation zufrieden sind, 55 Prozent kritisieren allerdings, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gebe. Und auch die Nachfrage nach alternativen Wohnkonzepten steige, so Wunder. Zwar seien Einfamilienhäuser nach wir vor im Fokus, doch habe sich aus der Befragung ergeben, dass die Nachfrage nach altersgerechten und barrierefreien Wohnraum steige. Mehrgenerationenhäuser, Mehrfamilienhäuser mit Gemeinschaftseinrichtungen, Senioren-Wohngemeinschaften aber auch ökologisches Wohnen werden immer wichtiger. Hinzu käme der Faktor Mobilität. Ein gut ausgebauter Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) zur Überwindung langer Arbeitswege, sowie der Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger*innen und des Radverkehrs steht für die Befragten im Fokus.

Für Eva Münsinger (Grüne) stellt es sich als problematisch dar, dass der Zuzug aus Städten dafür verantwortlich sei, dass Einheimische bei Bauplätzen oft leer ausgingen. Möglichkeiten gegen diese Thematik vorzugehen, sieht Stefan Rößle allerdings nicht, da es ein Diskriminierungsverbot gäbe und der Markt durch Angebot und Nachfrage bestimmt werde.

Kreisrat und Alerheims Bürgermeister Christoph Schmid (SPD) übte Kritik an der Datengrundlage, die seiner Meinung nach aus dem Jahr 2000 und somit veraltet sei. Grund seiner Kritik: Für Alerheim wird in der Prognose eine negative Bevölkerungsentwicklung von rund 10 Prozent bis ins Jahr 2028 angenommen. "Das wird sicherlich nicht passieren", betonte Schmid. Die Nachfrage an Einfamilienhäusern in seiner Gemeinde sei sehr groß. Außerdem hätte er sich bei der Erhebung der Daten mehr Diversifizierung gewünscht. Auch klarere Worte in Sachen ÖPNV wären seiner Meinung nach angebracht gewesen. Man solle nicht schreiben, dass der ÖPNV "ausbaufähig" ist. "Grottenschlecht" träfe es eher.

Die Kritik von Schmid wollten sowohl Barbara Wunder als auch Stefan Rößle so nicht hinnehmen. Die Daten seien aus dem Jahr 2019 vom Landesamt für Statistik, stellte Wunder klar und Landrat Rößle ergänzte, dass es sich bei den Zahlen um eine Prognose handele und das Landesamt für Statistik "nicht alles wissen könne". Das zeige sich am Beispiel von Nördlingen, wo durch Varta in jüngster Vergangenheit 1000 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Manche Entwicklungen seien nicht vorauszusehen. In Sachen ÖPNV betonte Rößle, dass der Landkreis in den letzten viel unternommen habe und diesen auch in Zukunft neu ausrichten werde.

Steffen Höhn (CSU) gab zu Bedenken, dass die Befragung mit Vorsicht zu genießen sei. Die Menschen würden zwar angeben, dass sie ökologischer sein wollen, dennoch würden Studien zeigen, dass der Wohnraumbedarf von Jahr zu Jahr steige. Man müsse mehr schauen, was vor Ort passiere, so Höhn. 

Birgit Rößle (CSU) regte an, dass die Gemeinden in Zukunft auch mehr das Bauen in Modulbauweise und das Prinzip "Tinyhouse", kleine Wohneinheiten in kleinen Parzellen, nachdenken sollten. "Das fehlt bei uns", so die Kreisrätin. 

 

Wohnraumstudie Donau-Ries:

Zu finden ist die Wohnraumstudie Donau-Ries hier.