Radwegbeschilderung Bild: Ferienland Donau Ries
Eine neue Nord-Süd-Radroute durch das mittlere Ries, von Maihingen über Dürrenzimmern, Pfäfflingen, und Deiningen nach Grosselfingen, das wäre schon was. Die Gemeinden sind sich einig, ein Förderprogramm des Bundes bereit – wieso läuft das Projekt noch nicht?

Update 11.06.2021: Das Landratsamt hat sich zu der Kritik mittlerweile geäußert und den Vorwürfen widersprochen.

Markus Hager ist unzufrieden mit dem Landkreis Donau-Ries. Als Nördlinger Stadtrat und Ortssprecher von Dürrenzimmern kämpft er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen von der Stadtteilliste für einen langersehnten Radweg von Maihingen nach Dürrenzimmern. Und nicht nur das, sondern gleich durch das ganze mittlere Ries mit Pfäfflingen, Deiningen und Grosselfingen soll die Verbindung reichen, die als „Nordtangente“ auch im Radwegekonzept der Stadt Nördlingen enthalten ist. Die Chance auf die Verwirklichung der Vision sieht Hager jetzt gekommen: Die anderen beteiligten Gemeinden Maihingen und Deiningen sind an Bord, denn mit dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ des Bundesverkehrsministeriums winkt eine Förderung von bis zu 80 Prozent – eine sagenhafte Quote, ohne die das Großprojekt nicht zu stemmen wäre. Als Bremsklotz für den Radweg sieht Hager allerdings den Landkreis Donau-Ries: Der komme seiner Aufgabe als Planer und Förderantragssteller nicht nach, das Projekt drohe aufgrund von Untätigkeit zu scheitern. „Der Landkreis versemmelt das“, befürchtet Dürrenzimmerns Ortssprecher.

Lange bestehende Regelung zu Donau-Rieser Radwegen

Im Landkreis Donau-Ries ist es langjährige Praxis, dass die Kreisverwaltung alle Radwege plant und die entsprechenden Planungskosten trägt. Für Bau und Unterhalt kommen die beteiligten Kommunen auf. Da Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner und seine Amtskollegen aus Maihingen und Deiningen, Franz Stimpfle und Wilhelm Rehklau, sich diesbezüglich schon einig sind, wäre der Landkreis jetzt am Zug. Aber eine neue Entwicklung führt zu erheblichen Komplikationen: „Mittlerweile ist der Radweg im Landratsamt bis in Balgheim angekommen“, berichtet Markus Hager, bezugnehmend auf eine Sitzung des Kreis-Bauausschusses Mitte Mai. In dieser stellte der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises, Alexander Wolfinger, die neue Verbindung bis nach Balgheim reichend vor.

B 25 macht die Verbindung nach Balgheim schwierig

Um den Radweg bis nach Balgheim reichen zu lassen, müsste die B 25 unterquert werden. Das könnte über eine eigene „Röhre“ geschehen, oder durch die Unterführung, die aufgrund des dreistreifigen Ausbaus der B 25 sowieso für den Kraftverkehr zwischen Grosselfingen und Balgheim notwendig wird. Wie man es auch löst, es macht das Projekt als Ganzes komplizierter und teurer. Nachdem die Bürgermeister der beteiligten Kommunen auf den Kreis zugegangen waren, um die Stellung des Förderantrags für „Stadt und Land“ zu klären, ist nichts mehr weiter passiert, außer dass der Radweg durch die verschiedenen Ausschüsse des Kreistags geht.

Stand heute ist noch gar nichts beantragt. Hager und die anderen Antreiber des Radwegs befürchten nun, dass man beim Bundesprogramm nicht mehr zum Zug kommen könnte, schließlich sind die Mittel des Fördertopfs nicht unendlich groß, und für damit geförderte Projekte gibt es einen Zeitrahmen: Bis Ende 2023 müssen die Maßnahmen abgeschlossen sein. Die Stadtteilliste Nördlingen spricht sich laut Hager für eine Verwirklichung des Projekts in Etappen aus und ist grundsätzlich auch offen für eine Erweiterung nach Balgheim, aber man glaubt nicht daran, dass das alles auf einmal zu machen sei.

Das sagt der Radverkehrsbeauftragte

Fragt man Alexander Wolfinger vom Landkreis Donau-Ries, stellt sich die Sache ein wenig anders da. Ihm zufolge kommt das Bundesförderprogramm zu kurzfristig, um den Radweg von Maihingen bis Grosselfingen in Gänze darin unterzubringen. Das Projekt bis 31. Dezember 2023 komplett durchzuziehen sei nicht realistisch. Denn es brauche für die Stellung eines Förderantrags eine komplett fertige Planung inklusive der Träger öffentlicher Belange und des Grunderwerbs. Dass man das nicht schafft, liegt also auch nicht an einer Verlängerung der Strecke nach Balgheim.

Um künftig schneller reagieren zu können wolle man in nächster Zeit die Radwegeplanung schon früher in die Hand nehmen. Die Aufteilung „Planung vom Kreis, Bau und Unterhalt von Kommunen“ wolle man bei diesem Radweg außerdem nicht beibehalten, so Wolfinger. Ziel sei es aktuell, dass der Landkreis die Maßnahme umsetzt und die Wege anschließend an die Kommunen übergibt. Das Bundesförderprogramm solle man außerdem nicht überschätzen, bei 97,7 Millionen Euro für ganz Bayern kommen in einem einzelnen Landkreis bzw. einer kreisfreien Stadt circa eine Million Euro an. Für einen Radweg werden Kosten von circa 300.000 Euro pro Kilometer angenommen.

Am Telefon berichtete uns Alexander Wolfinger, dass versucht werde, zumindest Teile des Radwegs noch im Programm „Stadt und Land“ unterzubringen. Anbieten würde sich zum Beispiel das Stück von Maihingen nach Dürrenzimmern, da hier bereits ein durchgängiger und komplett abgemarkter Feldweg entlang der Straße existiere, den man umwidmen und ausbauen könnte. Das wäre für sich schon eine gute Sache, so Wolfinger, sein Ziel bleibe aber natürlich die Umsetzung der kompletten Strecke. Seine Hoffnung sei, dass das Förderprogramm des Bundes noch verlängert wird.