9. Februar 2021, 09:00
Heimatgeschichte

Die Bruckmühle in Harburg

Über 500 Jahre Geschichte stecken in der Harburger Bruckmühle. Bild: Sammlung Lembeck
1461 wird die Bruckmühle in Harburg, dessen Gebäude an der Wörnitzbrücke liegt, zum ersten Mal im Lehensverhältnis zu den Grafen von Oettingen erwähnt. In den über 500 Jahren Geschichte hat das Gebäude viele Besitzer kommen und gehen sehen.

Einst hatten die Grafen beziehungsweise die Fürsten von Oettingen-Oettingen und später ihre Nachfolger, die Fürsten von Oettingen-Wallerstein das Verfügungsrecht über die Mühle in Harburg. Sie verliehen diese an einen ihrer Untertanen und erhielten im Gegenzug Zins und Handlohn dafür. Fast 200 Jahre und etliche Besitzer später, im Jahr 1646, erwarb Mathes Bergmüller die zu diesem Zeitpunkt baufällige Mühle und baute sie neu auf. Die Mühle verfügte nun über drei Mahlgänge, sowie einen Gerbgang, der für das Enthülsen von Dinkel notwendig war. Zwölf Jahre später war es vermutlich sein Sohn Martin Bergmüller, der die Mühle um eine Sägemühle erweiterte. 1726 war die Mühle abermals in einem schlechten Zustand. Es war Nikodemus Wagner der die Mühle herrichten und die Sägemühle, die durch ein Hochwasser zerstört worden war, wiederaufbauen ließ. Außerdem ließ er 1728 auch noch eine Ölmühle errichten. Nikodemus Wagner war nun Besitzer einer Mühle mit vier Mühlgängen und einem Gerbgang, einer Sägemühle und einer Ölmühle. Im Jahr 1729 richtete ein Hochwasser, in dem zudem der Sohn des Bruckmüllers Johann Matthäus Wagner und dessen Mahlknecht Bernhard Egelauf ertranken, erheblichen Schaden an der Mühle an. Genau wegen den wiederkehrenden Hochwassern und den verheerenden Schäden, die diese immer wieder anrichteten, ist die alte steinerne Brücke, die die Bruckmühle mit der Altstadt verbindet, so massiv. Bei normalem Wasserstand der im Regelfall träge dahinfließenden Wörnitz könnte man annehmen, dass es sich um ein übertriebenes Bauwerk handelt. Bei Hochwasser allerdings zeigt sich die Berechtigung durchaus. Wann und von wem die Brücke erbaut wurde ist nicht bekannt. Dafür weiß man aber, dass, bevor es die neue Betonbrücke an der südlichen Stadteinfahrt gab, der gesamte Verkehr in Richtung Wemding über die Steinerne Brücke führte.

Bild: Sammlung Lembeck

Seit 1964 wird nicht mehr gemahlen

1756 übernahm Nikodemus` Sohn Johann Mathes die Mühle und riss die wiederum baufällige gewordene Mahlmühle samt Wohnhaus ein, um diese 1762 in ihrer heutigen Form mit Wellengiebel und Volutenbändern zu errichten. Kurze Zeit später wurde die neuerbaute Walkmühle in Betrieb genommen. Ein Teil davon wurde beim verheerenden Hochwasser 1784 zerstört. In den nächsten knapp 200 Jahren gab es weitere neun Besitzer der Mühle, ehe der Betrieb der Mahlmühle im Jahr 1964 aufgrund veralteter Technik eingestellt wurde. Günter Graf kaufte die Mühle 1979, ließ die Sägemühle 1986 abbrechen und anschließend neu errichten. Dieses Gebäude ist heute das Zuhause von Donau-Ries-Aktuell. Die Bruckmühle selbst steht leer.

Eine Besonderheit der Bruckmühle war, dass es dort bereits elektrischen Strom gab, bevor Harburg selbst an die öffentliche Energieversorgung angeschlossen wurde. Den Strom für Haus und Landwirtschaft lieferten Dynamos, die von den Wasserrädern der Mahlmühle und der Sägemühle angetrieben wurden.

Eine ständige Bedrohung für die Besitzer der Mühle war immer das Wasser. Besonders wenn die Wörnitz zu einem reißenden Strom wurde, drohten die Brücke und Mühle fortzuschwemmen.

Heute ist das Gebäude das Zuhause von Donau-Ries-Aktuell. Bild: Sammlung Lembeck

„Die Mühl hat die Ehaft“

Auch bemerkenswert ist, dass die Bruckmühle unter Ehehaft stand. Das hat allerdings nichts mit einer Vermählung zu tun, sondern stellt eine Art Gemeindeverordnung dar, mit der besondere Verpflichtungen einhergingen. So durften die Harburger Bürger die Mühle jederzeit „visitieren“ und den Müller bei Mängeln maßregeln und ihn anhalten, „daß er ordentlich mit [der Mühle] umgehe.“ Außerdem genossen alle Harburger Bürger inklusive der Wirtsleute und Bäcker den Vorzug, dass das Mahlen ihres Getreides immer Vorrang vor dem Getreide Fremder hatte.

Bild: Sammlung Lembeck

Kein Mühlenbetrieb am Sonntag

Sonntags durfte in der Mühle nicht gemahlen werden. Das änderte sich 1690, als sich die damalige Besitzerin der Mühle, die Witwe des Bruckmüllers Johann Bergmüller, darüber beim Fürsten in einer Bittschrift beschwerte. Ihre Bitte wurde erhört. Fortan galt das Mahlverbot nur noch für die hohen Feiertage.

INFO:

Wer sich mit der Geschichte der Bruckmühle oder mit der Geschichte Harburgs genauer auseinandersetzen möchte, dem seien die Harburger Hefte ans Herz gelegt. In Heft 3 beschäftigten sich die Autoren mit der Bruckmühle und trugen alle ehemaligen Besitzer zusammen. Erhältlich sind die Harburger Hefte bei der Stadt Harburg.