14. Februar 2022, 08:00
Persönlichkeiten

Jahresthema: Namenspaten aus Rain am Lech und der Lechregion

Bild: via Wikimedia Commons
In unserem Jahresthema 2022 beschäftigen wir uns dieses Mal damit, warum Straßen, Plätze und Gebäude heißen, wie sie heißen und nach wem sie benannt wurden. Welche Persönlichkeiten und Geschichten stecken dahinter?

Johannes Bayer - Der Autor des Sternatlas „Uranometria“ stammt aus Rain

Johannes Bayer (*1572 in Rain am Lech; †7.03. 1625 in Augsburg) ist einer der berühmtesten Söhne der Stadt Rain. An der Universität in Ingolstadt studierte er Philosophie und Rechtswissenschaft. Ende des 16. Jahrhunderts beendete er sein Studium in Ingolstadt und ließ sich als Rechtsanwalt in Augsburg nieder. Außer der Juristerei beschäftigte er sich außerdem intensiv mit Astronomie, Mathematik und Archäologie. Besonders der Sternenhimmel hatte es ihm angetan. Unter dem Titel „Uranometrie“ veröffentlichte er 1603 den ersten zuverlässigen Sternatlas, der heute noch berühmt ist und von bahnbrechender Bedeutung für die Astronomie der Zukunft werden sollte. Er ordnete und kennzeichnete auf 51 Himmelskarten die Sternbilder nach einem völlig neuen System. Bayer sollte mit seiner Arbeit der Erste sein, der unter anderem den Südhimmel korrekt kartografierte. Bayers Atlas enthielt 60 Sternbilder auf 51 Karten mit insgesamt 1706 Sternen. In Augsburg diente Bayer bis zu seinem Tode als angesehener Ratsanwalt. Eine Straße und die Grundschule wurden in Rain nach ihm benannt. Sogar ein Kratergebirge auf dem Mond trägt aufgrund seiner Verdienste als Astronom seinen Namen.

Gebrüder Lachner - Eine Familie, drei berühmte Persönlichkeiten

Ein Holzstich der drei Brüder. Bild: Siegfried Weiß

Vinzenz, Franz und Ignaz Lachner waren drei gebürtige Rainer, die durch ihr musikalisches Wirken berühmt wurden und Rain auch weit über die Region hinaus berühmt machten. Heute findet man die Spuren der Brüder gleich mehrfach in Rain. Neben dem GebrüderLachner-Museum, das sich im Geburtshaus der Brüder am Kirchplatz in Rain befindet, wurde auch die Gebrüder-Lachner-Mittelschule (bis Juli 2010: Gebrüder-Lachner-Hauptschule) nach den Dreien benannt. Bereits seit 1946 gibt es drei jeweils nach einem der Brüder benannte Straßen.

Franz Lachner (*02.04. 1803 in Rain, †20.01. 1890 in München), war ein zu seiner Zeit sehr geschätzter Komponist und Dirigent. Von seinem Vater erhielt er bereits von Klein auf im Rainer Organistenhaus am Kirchplatz Musikunterricht. Nach dem Besuch des Studienseminars in Neuburg führte ihn sein Weg 1822 nach München, bereits ein Jahr später ging er nach Wien. Dort lernte er auch Beethoven und Schubert kennen. Über letzteren soll er einmal gesagt haben: „Hätte der Schubert länger gelebt, so hätte aus ihm ein guter Komponist werden können.“ Im weiteren Laufe seines Lebens wurde Franz Lachner Kapellmeister am Wiener Kärntnertortheater, Kapellmeister in Mannheim und München. 1852 wurde Franz Lachner zum königlich-bayerischen Generalmusikdirektor ernannt. Auch die Ehrenbürgerwürde der Stadt München und die Ehrendoktorwürde der Universität München erhielt Franz Lachner. Und auch in München wurde eine Straße nach ihm benannt. Seit 1891 heißt die ehemalige Bogenstraße zur Erinnerung an den Hofmusiker, Komponisten und gebürtigen Rainer: Lachnerstraße.

Auch Ignaz Lachner (*17.09. 1807, in Rain; †25.02. 1895, in Hannover) schlug die Musikerlaufbahn ein und fand mit gerade einmal 15 Jahren seine erste Anstellung am Isartortheater in München, ehe er 1826 Organist an der evangelisch-lutherischen Kirche in Wien und Orchestermitglied am Hofoperntheater wurde. Ab 1831 war er Hofmusikdirektor in Stuttgart, elf Jahre später ging er als Musikdirektor ans Hoftheater in München. Im Laufe seines Lebens folgten noch unabhängige Stellungen in Hamburg, Stockholm und Frankfurt am Main. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1884 zog er zu seinem Sohn Karl nach Hannover.

Der dritte Musikerbruder im Bunde war Vinzenz Lachner (*19.07. 1811, in Rain; †22.01. 1893, in Karlsruhe). Er übernahm die Stelle seines Bruders Ignaz an der evangelisch-lutherischen Kirche und am Hoftheater in Wien und wirkte dort ab 1830 als Geiger und Kapellmeister in Wien. Von 1836 bis 1873 war er Hofkapellmeister in Mannheim. Ab 1873, nach seiner Pensionierung, übernahm er eine Professur für Komposition am Konservatorium in Karlsruhe und übersiedelte auch dorthin.

Babette Müller - Selbstlose Arbeit für die Allgemeinheit

Bild: Stadt Rain

Ein Leben ganz im Zeichen der selbstlosen Arbeit für die Allgemeinheit führte Babette Müller aus Rain (*08.07. 1883 in Rain; †02.01. 1980 in Rain), die Tochter des Ehrenbürgers Max Müller. Sie wurde 1961 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Seit 27. März 1973 war sie auch Trägerin der Bürgermedaille der Stadt Rain. Die feierliche Verleihung der Ehrenbürgerschaft erfolgte am 8. Juli 1963, im Saal des Rokoko-Rathauses. Die Ehrenbürgerschaft wurde Babette Müller „in Anerkennung und Würdigung ihrer Verdienste, die sie sich in jahrzehntelanger selbstloser Arbeit für die Allgemeinheit zum Wohle der Stadt Rain erworben hat“, unter anderem durch ehrenamtliches Wirken im Bayerischen Roten Kreuz, verliehen. Fast ihr ganzes Leben lang stellte Babette Müller ihre Person und ihre persönlichen Interessen weit hinter das Gemeinwohl. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 half sie bei der Unterbringung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge und als Leiterin der Volksküche. Aber auch als Rechnungsführerin des Volksbildungswerkes, bei ihrer Tätigkeit im Museum, bei Stadtführungen sowie ihrem Kurzschriftunterricht zeigte sie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Aufopferung für die Mitmenschen. Für so viel Selbstlosigkeit wurde deshalb in Rain eine Straße nach ihr benannt.

Georg Tannstetter - Gelehrter, Humanist und Mitautor der ersten gedruckten Karte Ungarns

Georg Tannstetter, genannt „Collimitius“, war Gelehrter und Humanist und wurde im April 1482 in Rain am Lech geboren. Später wurde er Magister in Ingolstadt, ehe er an die Hochschule in Wien kam, dort Vorträge über Mathematik, Astronomie, Astrologie und Arzneikunde hielt und eine gelehrte Gesellschaft „Collimitiana“ stiftete. Er wurde im Laufe seines Lebens der Leibarzt von Kaiser Maximilian I., Erzherzog Ferdinands I. und Kaiser Maximilians II. und wurde im Jahre 1531 in den ritterlichen Adelsstand erhoben. Sein Werk „Librum consolatorium contra opiniones de diluvio et aliis horrendis periculis anni 1523“ beschäftigte sich mit der Beruhigung geängstigter Gemüter. Er starb am 26. März 1535 in Innsbruck. Neben seiner Tätigkeit als Leibarzt bei Kaisern und Königen in Wien sowie als Universitätsprofessor, Mathematiker, Astronom und Astro - loge, war er auch als Kartograph tätig. Zusammen mit seinem Schüler Rosetus Lazarus erstellte er die erste gedruckte Landkarte Ungarns, die 1528 erschien. Besondere Beachtung erhielt die Karte durch die große Genauigkeit der Lage der Ortschaften, bei den Gewässerangaben und sonstigen Namenseintragungen sowie durch den erstmals eingetragenen Maßstab. Am 26. März 1535 starb Georg Tannstetter im Alter von 52 Jahren in Innsbruck. Seine Herkunft hat Tannstetter immer in Ehren gehalten, denn er bekannte sich in allen seinen Veröffentlichungen zu seiner Vaterstadt Rain. Oft steht dort auf Deutsch zu lesen „Georgen Tannstetter Von Rain am Lech“. Auf der Ungarnkarte, an der er mitarbeitete, ist auf Lateinisch zu lesen: „Georgio Tanstetter Collimitio“. Collimitius ist hierbei wiederum ein Hinweis auf seine Heimat, die ehemalige Grenzstadt Rain, denn sein Beiname wurde von „limes“ – lateinisch die Grenze – abgeleitet. In seiner Geburtsstadt Rain ist die Georg-Tannstätter-Straße nach ihm benannt.

Bild: Gemeinde Niederschönenfeld

Leonhard Rößle - 44 Jahre als Seelsorger

Von 1927 bis 1971 war Leonhard Rößle (*23.02. 1889, in Dillingen/ Steinheim; †27.02.1972, in Feldheim) Pfarrer in Feldheim. Besondere Ehre wurde ihm bei seinem goldenen Priesterjubiläum im Jahr 1965 und bei seinem 80. Geburtstag im Jahr 1969 zuteil. Für seine langjährige Tätigkeit als Seelsorger wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Niederschönenfeld verliehen – einem Menschen, von dem „Segen, Friede, Freude und Freundlichkeit ausging; von einem Menschen und Priester, der seine Umgebung durch seine Schlichtheit und Frömmigkeit, durch sei - nen Humor und seine bestechende Güte faszinierte und beglückte“, hieß es in einem Zeitungsbericht, der nach seinem Tod veröffentlicht wurde, über ihn. Josef Hafner, der damalige Bürgermeister der Gemeinde Niederschönenfeld erinnerte in der Grabrede an den Kirchenneubau 1939, an die drei neuen Glocken, die nach dem Krieg gegossen wurden, an die Renovierung der Kirche innen und außen, an den Orgelbau, an die Fried - hofserweiterung und Neuordnung, an den Einbau der Kirchenheizung und viele andere Aktivitäten, für die sich Pfarrer Rößle unter Einsatz persön - licher finanzieller Mittel eingesetzt hatte. Als Erinnerung an den Seel - sorger, der 44 Jahre in Feldheim wirkte, wurde eine Straße im Baugebiet Nord des Gemeindeteils Feldheim benannt.