29. Januar 2018, 14:00

#helftunshelfen: Entwicklungszusammenarbeit statt Entwicklungshilfe

Bild: Fly & Help

Täglich sterben Tausende Kleinkinder an Hunger, Krankheiten, durch Gewalt und Kriege.
Über eine Milliarde Menschen auf der Erde leben in extremer Armut
Jährlich werden 13 Hektar Wald zerstört
  • Täglich sterben Tausende Kleinkinder an Hunger, Krankheiten, durch Gewalt und Kriege.
  • Über eine Milliarde Menschen auf der Erde leben in extremer Armut
  • Jährlich werden 13 Hektar Wald zerstört
  • Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sterben komplett aus
  • Rund 2,6 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Spültoiletten und anderen Sanitäreinrichtungen
  • 67 Millionen Kinder im Grundschulalter haben keine Möglichkeit eine Schule zu besuchen
Man könnte meinen, all das habe mit unserem Leben hier in Europa nichts zu tun – auf den ersten Blick. Schaut man dann aber genauer hin, kommt man ins Grübeln und Nachdenken. Lebensmittel und andere Handelsgüter werden importiert und exportiert, unsere Kleidung ist so gut wie nicht mit „Made in Germany" gelabelt, sondern wird in „Billiglohnländern" zusammengenäht. Und nicht zuletzt kamen in den vergangenen Monaten so viele Menschen wegen Krieg, Folter, Armut und Hunger zu uns, wie seit Jahren nicht mehr.
Besonders die Lage in vielen afrikanischen Ländern ist prekär. Deshalb hat Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU), der im vergangenen Jahr zum Thema in Wemding sprach, seine Lösungen im „Marshallplan mit Afrika" zusammengefasst. Was Müller aber auch propagiert, sind kommunale Partnerschaften in der Entwicklungshilfe, also Unterstützung, die von kommunaler Ebene auf globale Herausforderungen zugeht.
Befragung zur Entwicklungshilfe
„Entwicklungshilfe" sollte eigentlich als Entwicklungszusammenarbeit bezeichnet werden, meint Dr. Kayode Salau. Der Politologe aus Mering, der aus Nigeria stammt, war im Auftrag der staatlichen Organisation Engagement Global bis zum Jahresende 2017 über mehrere Wochen hinweg damit beschäftigt „Akteure der Entwicklungshilfe" im Kreis ausfindig zu machen. Denn es gibt eine ganze Reihe an Privatpersonen, Vereinen und kirchlichen Organisationen, die sich für die Belange der Menschen Afrikas, Südamerikas und Asiens engagieren. Über 60 Institutionen und Organisationen hat Salau registriert. Sei es die Schule, die eine Partnerschaft zu Bildungseinrichtungen in der Dritten Welt aufgebaut hat oder der Verein der Geld- und Sachspenden für Menschen in den ärmsten Ländern der Welt sammelt. Salau hat aber auch Akteure ausfindig gemacht und befragt, die sich in den Bereichen Fairtrade oder Migration engagieren oder über das Thema Entwicklungshilfe informieren – denn auch das könne man zu „Entwicklungszusammenarbeit" zählen, so der Fachmann.
Salau verwendet selbst nur den Begriff „Entwicklungszusammenarbeit", denn aus einem modernen Verständnis heraus, sollte es das gemeinsame Bemühen von Entwicklungsländern und Industriestaaten sein, weltweite Unterschiede, der Lebensbedingungen und der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, dauerhaft und nachhaltig abzubauen.
Was sind Entwicklungsländer von Schwellen- und Industriestaaten?
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Entwicklungsland
Alles was unter den Begriffen „Dritte Welt“, „Vierte Welt“ oder „Globaler Süden“ verstanden wird, bezeichnet man auch als „Entwicklungsland“. In diesen Ländern sind die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen so schlecht, dass die Bewohner einen deutlich niedrigeren Lebensstandard haben, als anderswo. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Konsumgütern ist schlecht und Armut, Unterernährung und Hunger bestimmen den Alltag vieler Menschen. Bei der Gesundheitsversorgung gibt es Einschränkungen, die Kindersterblichkeitsrate ist hoch und die Lebenserwartung nur gering. Die meisten Menschen haben keinen Zugang zu Bildung, es gibt viele Analphabeten und Arbeitslose. Die politischen Strukturen sind in Entwicklungsländern oft von Konflikten, Bürgerkriegen und Korruption geprägt.[/tie_slide]
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Schwellenland
Traditionell werden diese Länder noch zu den Entwicklungsländern gezählt. Sogenannte Schwellenländer stehen aber gerade an der Schwelle,
ein Industrieland zu werden. Die Wirtschaft wächst und man entwickelt sich weg von der Landwirtschaft und hin zu Industrie und Dienstleistung. Trotzdem hängen Bildungsniveau und demokratische Strukturen der industriellen Entwicklung hinterher.
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Industriestaaten
Industriestaaten sind technisch und wirtschaftlich hochentwickelte Länder. Die Produktionen laufen auf Hochtouren, die Infrastruktur ist gut ausgebaut, der Handel floriert. Zu den Kriterien gehören aber auch eine hohe Lebenserwartung, gute Bildungsstandards und eine Gesundheitsversorgung für die Menschen im Land.
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Hilfe zur Selbsthilfe
Die partnerschaftlich orientierte Entwicklungszusammenarbeit löste in den 1990er Jahren den herkömmlichen Begriff der Entwicklungshilfe ab. Besonders nach dem 2. Weltkrieg, als viele Kolonien aufgelöst wurden, nahmen die Industrieländer eine dominierende Rolle ein. Anders als damals, herrscht heute in der Entwicklungszusammenarbeit – egal ob staatlich oder nichtstaatlich – das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe" vor. Moderne Entwicklungsarbeit sei mehr als wohltätige Hilfe für Arme, sie fördere die Selbsthilfe und trage dazu bei, dass Menschen sich aus eigener Kraft aus ihrer Armut befreien können, heißt es auf dem Internetauftritt des Bundesministeriums für Entwicklungszusammenarbeit.
Armut, Hunger, niedrige Bildungsstandards und wirtschaftliche Probleme werden wohl nicht allein von Regierungen gelöst werden. Spendensummen und Entwicklungshilfegelder fließen auch in die Schaffung von Arbeitsplätzen, in die Infrastruktur und vor allem auch in Bildungsinstitutionen, um die Menschen vor Ort in die Lage zu versetzen, sich selbst ein besseres Leben aufzubauen.