3. Oktober 2019, 08:00
Förderverein Wildtierrettung Wemding-Gosheim e.V.

Hilfe aus der Luft – Rehkitzrettung mit der Drohne

Durch landwirtschaftliche Mähmaschinen sterben in Deutschland jedes Jahr über 100 000 Rehkitze. Drohnen helfen dabei die wehrlosen Jungtiere im hohen Gras zu finden und in Sicherheit zu bringen. Bild: Förderverein Wildtierrettung Wemding-Gosheim e.V.
Durch landwirtschaftliche Mähmaschinen sterben in Deutschland jedes Jahr über 100 000 Rehkitze. Drohnen helfen dabei die wehrlosen Jungtiere im hohen Gras zu finden und in Sicherheit zu bringen. Der Förderverein Wildtierrettung Wemding-Gosheim e.V. war in diesem Jahr zum ersten Mal mit einer Drohne aktiv und konnte bei rund 1000 Drohnenflügen, 28 Rehkitze retten.

Wenn sich die großen motorisierten Mähmaschinen ihren Weg durch das hohe Gras schneiden, sind besonders Rehkitze in Gefahr. Denn die Geißen, die Muttertiere der Kitze, legen ihre Jungtiere bevorzugt im hohen Gras ab. Dort kauern die Jungtiere dann regungslos am Boden. „In den ersten drei bis vier Wochen ist der Fluchtinstinkt bei den Jungtieren noch nicht ausgebildet“, erklärt Karl-Heinz Fackler, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Donau-Ries und Mitbegründer des Fördervereins.

Angefangen hat das Projekt vor zwei Jahren. „Wir wurden damals von der Trocknungsgemeinschaft Wechingen zu einem Vortrag eingeladen. Die Jäger des Fürsten wollten über Drohnen zur Kitzrettung informieren“, erklärt Fackler. „Kreisobmann Karl-Heinz Götz und ich waren von der Idee damals sehr angetan. Die Verluste wollten wir unbedingt verringern. Ich habe dann mit den Jägern aus Wemding und aus Gosheim gesprochen und bin eigentlich überall auf Interesse gestoßen“, so Karl-Heinz Fackler. Dann ging es darum, wie eine solche Drohne finanziert werden könne. Denn eine Drohne, wie sie der Förderverein benutzt, kostet, je nach Art und Ausstattung der Wärmebildkamera, zwischen 14 000 und 24 000 Euro. „Um das Geld zusammenzubekommen habe ich dann wiederum bei den Jägern wegen einer Beteiligung nachgefragt. Auch von Ralf Richter von Mineralöl Richter aus Wemding wurden wir finanziell unterstützt.

Vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen haben wir dann außerdem noch den Tipp bekommen, dass unser Projekt über die LAG Monheimer Alb gefördert werden könnte“, beschreibt Fackler den Weg von der Idee bis zur Umsetzung. Nachdem die Finanzierung stand, mussten außerdem noch die Piloten geschult werden. Derzeit sind das 14 an der Zahl.

Bild: Förderverein Wildtierrettung Wemding-Gosheim e.V.

Am 12. Mai 2019 war es dann schließlich soweit: Die Drohne, mit der 2000 Hektar abgesucht werden können, konnte zum ersten Mal eingesetzt werden. „Ab Mai haben wir dann circa 6 bis 7 Wochen, in denen wir die Wiesen abfliegen. Morgens, wenn es zu dämmern beginnt, können die Piloten starten und die Wiesen, die gemäht werden sollen, suchen. Fliegen können wir dann allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Sonne raus kommt. Denn dann können wir mit der Wärmebildkamera die Temperaturunterschiede nicht mehr messen und somit auch nicht mehr erkennen, wo sich Kitze befinden“, erzählt Fackler, der auch selbst immer wieder die Drohne steuert.

„Wenn wir fliegen sind wir immer zu zweit. Einer steuert die Drohne und der andere holt dann das Kitz heraus, wenn wir eines gefunden haben. Die Jungtiere sind manchmal gar nicht so einfach zu finden, selbst wenn man direkt neben ihnen steht. Die kauern sich so auf den Boden, dass man sie wirklich sehr schwer erkennt“, so Fackler. „Wenn das Kitz gefunden wurde, kommt es in einen großen Karton, wird mit Gras abgedeckt und an einen schattigen Platz gestellt, bis die Wiese gemäht ist. Anschließend wird das Kitz am ursprünglichen Ort abgelegt, damit es vom Muttertier wiedergefunden werden kann“, beschreibt Fackler den Rettungseinsatz. 14 Piloten waren in diesem Jahr für den Förderverein im Einsatz und konnten in rund 1000 Flügen 28 Kitze retten.

Den Piloten war das Glück auch direkt bei ihrem ersten Einsatz hold. „Gleich am ersten Tag konnten wir zwei Kitze retten“, erzählt Fackler stolz. Um die Einsätze zu koordinieren gibt es eine Hotline, die in den entsprechenden Wochen von Anfang Mai bis Ende Juni geschaltet ist. Die Wiesenbesitzer können sich dort melden und anmelden, wann sie ihre Wiese mähen möchten. Der Förderverein sorgt dann dafür, dass ein Team vor Ort ist, die Wiese aus der Luft absucht und so auch in Zukunft viele Jungtiere vor dem grausamen Mähtod bewahrt.