Johanna Schmidt, 20 Jahre, Auszubildende zur Modeschneiderin Bild: privat
Mode ist kreativ und vielfältig. So auch die privaten und beruflichen Möglichkeiten in diesem Bereich. Im aktuellen #blättle erzählen wir euch die Geschichten von drei Frauen, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben oder mit stylischen Haarbändern mehr Pepp in ihr Leben bringen wollen.
Seit dem 1. September macht Johanna Schmidt aus Holzkirchen eine Ausbildung zur Modeschneiderin bei s.Oliver in Rottendorf in der Nähe von Würzburg. "Für die Ausbildung zur Modeschneiderin habe ich mich entschieden, weil ich mich schon immer für Mode und Nähen interessiert habe", erzählt Johanna.

Begonnen hat alles mit einer 30 Jahre alten Nähmaschine der Marke Bernina, die Johannas Mama für ihre damals 15-jährige Tochter besorgte. "Das ein oder andere habe ich mir dann von meiner Mama und meiner Oma abgeschaut und habe dann begonnen meine ersten Stücke zu nähen." Genau das sei auch das, was sie an diesem Beruf so fasziniert, man ist live dabei, wenn ein Stück wächst. Trotz ihrem Spaß am Nähen, hat sich Johanna zuerst nicht dafür entschieden, eine Ausbildung zur Schneiderin zu machen. "Ich habe erst eine Ausbildung zur Kauffrau für Dialogmarketing bei HAMA gemacht, weil ich damals einfach noch nicht selbstbewusst genug war, um mich zur Schneiderin ausbilden zu lassen", sagt Johanna über ihre Entscheidung. Bereut hat sie diese allerdings nicht: "Bei HAMA habe ich eine tolle Ausbildung bekommen, von der ich noch immer profitieren kann. Viele Dinge, die andere Azubis erst lernen müssen, sind für mich bereits selbstverständlich". Im letzten Jahr hat sie sich dann aber dazu entschieden, ihrer Leidenschaft nachzugehen und noch eine zweite Ausbildung als Modeschneiderin in Angriff zu nehmen. "Ich habe mich eigentlich überall beworben. In der Region sind Ausbildungsplätze zur Modeschneiderin leider Mangelware. Als ich davon hörte, dass auch s.Oliver ausbildet, habe ich mich auch dort beworben und wurde genommen." Die Freude darüber war natürlich groß.

Seit 1. September 2016 macht Johanna nun ihre Ausbildung zur Modeschneiderin. Verschiedene "Ausbildungs-Paten" helfen ihr dabei, die verschiedenen Nähtechniken zu erlernen. Noch üben Johanna und die anderen Auszubildenden an Modellen. An die richtigen Kollektionsstücke dürfen die Azubis dann erst im 3. Lehrjahr. "Am liebsten hätte ich natürlich gleich mit dem ersten Kleidungsstück losgelegt. Aber es ist einfach besser alles von Grund auf zu lernen und zu beherrschen", sagt Johanna über ihre Ausbildung.

Ähnlich fing es auch bei Mathilde Sauter an. Als junge Frau erlernte sie den Beruf der Pelznäherin und bildete sich später als Putzmacherin, heute Modistin, weiter. Bei einer Münchner Firma lernte sie, Schnitte zu erstellen und Hutformen selbst herzustellen. "Zu unseren Kunden zählten die Reichen und Schönen", erzählt Sauter. "Filmschauspieler, gut situierte Damen aus London, die zum Shopping nach München flogen, sogar Kaiserin Soraya und ihre Mutter kauften dort ein. Es machte richtig Spaß, die Hüte an die Nobel-Hotels zu liefern."

Als Mathilde Sauter dann ihren Mann Wilhelm heiratete, stieg sie in sein Hut- und Pelzgeschäft in der Donauwörther Reichsstraße ein. Mathilde Sauter hatte sogar ihre eigene Pelzhut-Kollektion, die Vertreter für sie verkauften. 1995 schloss die Familie das Geschäft allerdings.
Die mittlerweile 77-Jährige arbeitet aber immer noch gerne mit Hüten, jedoch nur noch ehrenamtlich. Mit zehn anderen Frauen arbeitet sie in der Nähstube für den Schwäbischwerder Kindertag. Rund ein Viertel aller 1200 Kostüme kommen nach dem Kindertag mit eingerissenen Nähten an den Ärmeln oder zerschlissenen Rocksäumen zurück. Auch die 800 Hüte haben oft Dellen oder sind schmutzig. Viele der Hüte hat Mathilde Sauter damals in ihrem Geschäft noch selbst hergestellt.  Je nach Bedarf reinigt sie die Kopfbedeckungen und mit einem elektrischen Hutweiter passt sie die Hüter der jeweiligen Größe an. Mit Bügeleisen und Dämpfer werden Beulen und Delle ausgebessert. Gerade ist Mathilde Sauter dabei, die Mützen der Trommler aufzufrischen. Jeder Hut bekommt eine neue Feder aufgenäht und weil die vielen Kinder, die die Hüte jährlich bei Historienspiel und  beim historischen Umzug tragen, alle unterschiedliche Kopfgrößen haben, hat Mathilde Sauter Gummibänder eingenäht, um die Größen anzupassen. Drei bis vier Stunden arbeitet Mathilde Sauter dann an so einem Hut. Um alle Hüte aufzufrischen braucht sie fast das ganze Jahr, in dem sie einmal in der Woche in der Nähstube arbeitet.  Hüte sind ihre Leidenschaft geblieben, auch wenn es heute aus Altersgründen nur noch ein Hobby sein kann.
Einen etwas anderen Karrierestart legte Maria Lutz hin: Irgendwann im Frühjahr 2015 suchte Maria nach einer Möglichkeit, ihre sonst so langweilige Frisur aufzupeppen. Ein Haarband war die Lösung. Das gekaufte Band verrutschte jedoch immer wieder auf dem Kopf. Not macht bekanntlich erfinderisch und Maria Lutz nähte sich ihr Haarband schließlich selbst. Ihre Mutter Inge ist Schneiderin und hatte im heimischen Nähzimmer in Nähermemmingen das notwendige Handwerkszeug parat.
Mittlerweile hat die 25-Jährige 350 Haarbänder designt. "Viele Wochenenden und Nächte gingen dafür schon drauf", erzählt Maria Lutz. In ihrem Online-Shop und bei Verkaufspartys vertreibt sie die Haaraccessoires. Vom Einsteigermodel mit schlichtem Leder über Highlighter, die am Band befestigt werden können, bis hin zu aufwändigen Blumenkränzen - von der Idee bis zur Herstellung stammt alles aus der Hand von Maria Lutz selbst. "Die Schmuckbänder lassen sich zu vielen Looks kombinieren, passen zu allen Stilen und runden ein Outfit erst richtig ab", sagt Maria.
Das Problem von damals ist auch gelöst: Maria Lutz verwendet für die Bänder Klettpunkte, die sich am Haar festsetzen. Mit der richtigen Technik, die sie in Youtube Videos erklärt, können die Schmuckbänder ohne Schmerzen und Knoten ins Haar eingearbeitet und entfernt werden.